- Fahrradtourismus
Eine Radfahrt mit Einstein
Die kleine Kunst- und Kulturhauptstadt Pavia rühmt sich langjähriger Verbindungen zur Welt der Fahrräder.
Im Mai 1869 fand hier das allererste nationale Radrennen statt, das von Mailänder
Radfahrern organisiert worden war, denen es durch ein Dekret der Präfektur verboten war, in Mailand selbst Rennen zu organisieren.
Auch das Wissen, das genau an dieser Stelle einige Jahrzehnte später der junge
Einstein über den Uferdamm des Tessin radelte, lädt zu einer gedanklichen Reise in die Vergangenheit ein.
Er war sechszehn Jahre alt, als seine Familie für einen kürzeren Zeitraum nach Pavia zog, wo Vater Einstein eine Fabrik für Elektromechanik eröffnet hatte. Vom späteren Nobelpreisträger wissen wir, dass es ihm zu dieser Zeit Freude bereitete, die Casa
Cornazzani zu verlassen, in der auch der Dichter Ugo Foscolo gewohnt hatte, um im Fluss zu schwimmen und Spaziergänge zu den Hügeln des Oltrepò zu
unternehmen.
Wir haben keine genauen Kenntnisse zu Landpartien mit dem Zweirad, doch Jahre später hat er, verewigt in dem berühmten Foto im Fahrradsattel auf den Straßen des Campus im kalifornischen Pasadena, zugegeben, dass ihm die besten Einfälle
beim Radfahren gekommen seien.
Los geht es vom Ponte Coperto in Pavia, der das historische Zentrum mit Borgo Ticino verbindet, in Richtung Abbiategrasso. Wir fahren auf dem Kamm des Uferdamms, der praktisch zwischen dem Fluss und seinem Hochwasserbett, Feldern und Bauernhöfen
hängt.
Nach den weiten Biegungen des Tessin radeln wir zwischen Rinnsalen, die wie Miniaturflüsse wirken, und Nistplätzen, aus denen sich weiße und Fischreiher in die
Lüfte schwingen, auf einer Straße, die sich langsam vom Fluss entfernt und nähern und nach der Gabelung der Mulino di Limido dem Ort Zerbolò.
Wir halten an, um nach oben zu schauen: am Ortsausgang steht ein Laternenpfahl der seit Jahren ein großes Nest trägt, in dem von März bis September ein Storchenpaar wohnt. Nach Zerbolò streifen wir den Ort Parasacco, um uns dann erneut dem Tessin zuzuwenden.
Zwischen kleinen Kiesstränden erwartet uns die beeindruckende Pontonbrücke von Bereguardo. Diese Brücke, die unter den Rädern des Fahrrads vernehmbar knirscht, ist eines der letzten Beispiel e einer solchen Brücke aus Bindungskähnen, die ursprünglich aus Holz waren und mit ihrem Wiegen den Wasserstand anzeigen sollten.
Mountainbike-Fans können den Abschnitt bis zur Brücke über einen etwa 20 Kilometer langen und gut markierten Weg zurücklegen. Auf der anderen Seite der Brücke überwinden wir die einzige kurze und leichte Anhöhe und, nach einer langen Geraden auf einer scheinbaren Ebene, die von großen Pappeln gesäumt ist, kommen wir in Bereguardo an.
Hier lassen wir das Castello Visconteo hinter uns und wenden uns in Richtung des Kanals Naviglio di Bereguardo: 20 Kilometer vor allem gerader Strecke, die an diesem Kanal entlangführt, der im 16.
Jahrhundert erbaut wurde, um den Naviglio Grande von Mailand mit dem Tessin und diesen mit dem Po und dem Meer zu verbinden.
Über vier Jahrhunderte war der Naviglio di Bereguardo ein bedeutender Wasserweg für den Warentransport.
Nach dem Bau des Naviglio Pavese wurde er allerdings nur noch als Bewässerungskanal genutzt. Der gut gepflegte Radweg führt vorbei Wasserbecken, Wasserfällen,bogenförmigen kleinen Steinbrücken und kleinen Bootsstegen.
Nach der Beschilderung nach Cascina Perdono machen wir einen kleinen
Abstecher nach links, um das Dorf Morimondo zu erreichen, wo es eine Abtei zu sehen gibt, die 1136 von den Zisterniensern gegründet wurde.
Wir nehmen die Anhöhe und erreichen nach etwas mehr als 4 Kilometern Castelletto di Abbiategrasso, wo der Naviglio di Bereguardo sein Wasser aus dem Naviglio Grande speist. In Abbiategrasso sehen wir die Basilica di Santa Maria Nuova, dessen nicht fertiggestellte Fronthalle Bramante zugeschrieben wird. Außerdem können wir hier unseren Zuckerhaushalt wieder ins Gleichgewicht bringen: Im historischen Zentrum
erwarten uns köstliche Konditoreien.
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In einem Tag
Schwierigkeitsgrad: Einfach
Länge: 41 km
Höhenunterschied: 50 m
Straßenbeschaffenheit: 100% asphaltiert
Fahrrad: Reiseräder mit Gangschaltung und Rennräder
Beste Ausflugszeit: März bis Oktober
Mood: Flowing