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Die Italiener nennen sie "Angstschluchten", sie sind aber wunderschön!
Spektakuläre Felswände, aus denen lautstark Wasserfälle hervorbrechen und in schattige Tiefen stürzen, wilde und beängstigende Orte, ewige Monumente, an denen man die Macht der Natur bewundern kann: Die Italiener nennen sie "Orridi", also "Angstschluchten". In der Lombardei gibt es ganz spektakuläre davon! Hier als sechs Schluchten, die zu erwandern sich lohnt.
Bei Bellano findet sich die berühmteste Schlucht der Lombardei.
Der Klammte von Bellano (Lecco) gebührt der erste Platz als spekulärster in der Lombardei und sie ist sicherlich zugleich auch die älteste. Die Schlucht bildete sich durch Erosion des Wassers des Pioverna und des Etschgletschers, die in fantastischen Kaskaden den Lario erreichen.
Der aus Bellano stammende Poet Sigismund Boldoni (1697-1630) nannte die Klamm einen "Schrecken von schrecklicher Schönheit" und sie ist seit 1750 für den Publikumsverkehr erschlossen. Die Schluchte ist berühmt für ihre tiefe Klamm, die sich vertikal in den nackten Fels gefressen hat und mit ihrem Wasserfall ein ohrenbetäubendes Brausen erzeugt. Die eingerichtete künstliche Beleuchtung macht die Atmosphäre aus Wassertropfen und Wasserspiegelungen an den Felswänden noch faszinierender.
Heute kann man dank einem System aus Laufstegen diesen Ort sicher besuchen. Er hat auch etwas Mystisches: Man erzählt sich, dass das im alten Türmchen am Klammeingang, das innen mit Fresken von Teufeln und mythisxchen Gestalten geschmückt ist, geheime Rituale abgehalten würden. Daher auch sein Name, "Cà del Diavol", also Teufelshaus.
Die Schlucht von Nesso: Das Spektakel auf dem Land
Bleiben wir am Lario, mehr Richtung Como. An den Ufern des Comer Sees befindet sich die Schlucht von Nesso, die als Attraktion schon von Leonardo da Vinci im Atlantik-Kodex genannt wird. Die natürlich entstandene Schlucht bildete sich durch die Wassererosion der Bäche Touf und Nosè, die am Zusammenfluss einen rauschenden und tosenden Wasserfall bilden, bevor sie in den See münden. Das majestätische Schauspiel kann man von der Piazza Castello oder von den Linienschiffchen aus bewundern, besonders wenn es geregnet hat und die Bäche anschwellen. Das schönste Panorama ergibt sich allerdings von der mittelalterlichen Civera-Brücke aus, welche die Klamm überspannt und Coatesa mit Riva del Castello verbindet.
Die Schlucht von Caino, nahe bei Erba: eine Wanderung, die man erlebt haben muss
Die Schlucht von Caino liegt im Valle Bova, das der gleichnamige Bach zweiteilt. Er frisst sich in den Fels und erschafft Spalten, die von dichter Vegetation überwuchert sind. Schließlich durchfließt er die Ebene Pian d'Erba und mündet in den Lambro.
Um die Schlucht zu erreichen, begibt man sich von Crevenna (Erba) talaufwärts entlang dem Weg, der dem Bachlauf folgt. Es geht durch Wälder und an senkrechten Felswänden vorbei. Nachdem man eine kleine Holzbrücke überquert hat, kommt man zu zwei langen Treppen: eine aus Holz, die andere aus Stahl. Die letztere ist äußerst steil und bahnt den Weg zum Eingang der Schlucht von Caino, die man sicher auf Stahlstegen begehen kann.
Unterirtisch, bei Varese: die Schlucht von Cunardo
Um die Schlucht von Cunardo zu erreichen, muss man einen kurzen Weg entlangwandern, der von der Provinzstraße zwischen Cunardo (Provinz Varese) und Ferrara abgeht. Hier hat der Bach Margorabbia, der dann weiter in den Lago Maggiore fließt, über einen halben Kilometer hinweg ein Labyrinth aus unterirdischen Tunneln aus dem Fels gewaschen. Der Bachlauf ist unterbrochen, bildet Schleifen, Tümpel und zwei Höhlen, die mit ihrer Trennung durch einen "Siphon" die Schlucht bilden. Es gibt zwei unterirdische Wege: die Galleria Fossile entlang eines trockenen Altlaufes, was einfacher ist, oder den aktuellen Zweig, für die Könner, mit engen Stollen, die in die Tiefe der Höhle führen.
Die kälteste Schlucht der Lombardei: im Val Taleggio
Die Schlucht des Val Taleggio befindet sich am Ende des 3 km langen Kerbtales, das der Bach Enna in den Fels des bergamaskischen Orobit gegraben hat. Sie ist auch unter den Namen Serrati-Klamm oder Schlucht von S. Giovanni Bianco bekannt. Man gelangt über die Provinzstraße SS25 von San Giovanni Bianco nach Sottochiesa dorthin. Der Bach gurgelt lebhaft zwischen den vertikalen Wänden dahin und man kann die Schlucht zu Fuß durchwandern, um die Engstellen, Stege und Wasserstürze zu bewundern, die ein eindrucksvolles Panaorama bieten.
Die Steilhänge der Via Mala
"Via Mala" - "Schlechter Weg" - der Name sagt alles: Dies ist eine mittelalterliche Straße, die das Scalvetal mit dem Val Camonica verbindet. Sie führt entlang der Felswände der Klamm, die der Dezzo in den Jahrtausenden in den Fels geschnitten hat. Hier gibt es schwindelerregende Steilwände, die sich zu Buchten, Schleifen, und der berühmten Via Mala-Klamm formen.
Eine Durchwanderung der alten Strecke mit Zugang von der Casa Cantoniera aus schenkt atemberaubende Eindrücke. Man kann auch vom Weg unten in der Klamm aus eine Treppe mit 275 Stufen aufsteigen und Felswände bestaunen, die einen halben Kilometer hoch sind! Von der Besucherbrücke über das Tal aus bietet sich ein einzigartiges Schauspiel.
Ph Cover: Orrido di Bellano - discoveringbellano.eu