- Kunst und kultur
- Lifestyle
Auf den Wegen der alten Berufe
Es gibt Orte, an denen die Hektik zum Stillstand kommt und Platz für die Erinnerung an alte Berufe und Traditionen macht, die noch heute zwischen den Bergen, den Tälern und den Dörfern der Lombardei widerhallen
Sie erzählen von menschlichen Geschichten voller Leidenschaft und Liebe zur Region: Von der Kunst der Seidenherstellung und der Schmiedekunst, von handwerklicher Verarbeitung bis hin zu uraltem Wissen wird die Vergangenheit wieder lebendig. Zwischen Freilichtmuseen und zauberhaften Landschaften finden Sie hier sechs Ziele, um die Wurzeln und die verborgenen Schönheiten der lombardischen Tradition neu zu entdecken.
Museo della seta - Seidenmuseum (Como)
Die Seidenherstellung ist eine uralte Kunst, die Geschick und Geduld erfordert und sich auf die Tradition der handwerklichen Arbeit stützt. Von der Zucht der Seidenraupen über die Ernte der kostbaren Fäden aus den Kokons bis hin zum kunstvollen Spinnen, Weben und Färben erzählt jeder Schritt von einer uralten Handwerkskunst. Das Seidenmuseum in Como bewahrt die Erinnerung daran und kann sich rühmen, die älteste Museumsinstitution der Welt zu sein, die das gesamte Herstellungsverfahren veranschaulicht. Die Comer Tradition erwacht so zwischen den Arbeitsgeräten, den Dokumenten und den Stoffen in einem großen Areal zur Wahrung der technischen und künstlerischen Aspekte wieder zum Leben. Nur wenige Schritte vom Zentrum von Como und vom zauberhaften See entfernt bietet das Seidenmuseum uralte Zeugnisse von großem Interesse sowie Veranstaltungen und Workshops, die das kulturelle Erlebnis bereichern.
Vicolo dei lavandai - Wäschergasse (Mailand)
Dieser Ort wirkt wie aus der Zeit gefallen und befindet sich dennoch im Herzen von Mailand. Die Rede ist von der Wäschergasse Vicolo dei Lavandai, einer malerischen Ecke am Naviglio Grande, zwischen angesagten Restaurants und Lokalen, die gute Drinks servieren. Hier entstand im 18. Jahrhundert die Confraternita dei Lavandai di Milano aus fleißigen Bewohnern, die die schmutzige Wäsche aus den Häusern des Viertels abholten, um sie hier zu waschen und zu trocknen. Die Nähe zum Naviglio und ein kleiner Platz zum Beladen und Entladen der Kähne ermöglichte einen regen Personen- und Bootsverkehr, sodass ein kleines Ökosystem aus Wäschern, Matrosen, Lagerarbeitern und Handwerkern entstand, das bis Ende der 50er Jahre Bestand hatte. Die kleine Gasse, wo das Waschhaus mit seinen steinernen Gestellen die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zieht, hat sich bis heute ihren einstigen Charme bewahrt. Ein verborgener Winkel im Trubel Mailands, wo man auch die Kirche Chiesa di Santa Maria delle Grazie besichtigen kann.
Museo della civiltà contadina - Museum für bäuerliche Kultur (Cremona)(Cremona)
Als Teil des Verbands Cremona Musei ist das Museum für bäuerliche Kultur ein wahres Juwel und Hüter des traditionellen Handwerks. Es ist in der Cascina Cambonino untergebracht, die im 17. Jahrhundert nördlich von Cremona errichtet wurde und zeugt von der bäuerlichen Kultur vergangener Zeiten. Man kann dort in der Tenne spazieren, die Ställe, das Herrenhaus, die kleine Kapelle und die Bügadéera, die einstige Waschküche, besichtigen und dabei zusehen, wie einst Wein hergestellt wurde. Zwischen landwirtschaftlichen Geräten und Schätzen aus dem Alltagsleben ist dieses Museum eine obligatorische Etappe in Cremona, um eine authentische Schönheit wiederzuentdecken, die Groß und Klein begeistert
Anello delle fornaci - Brennofen-Rundwanderweg (Ispra, VA)
Nur wenige Meter vom Lago Maggiore entfernt, birgt die Gemeinde Ispra eine romantische Schönheit, geprägt durch Zeugnisse industrieller Archäologie der Region. Die alten Brennöfen, die auf das 19. Jahrhundert zurückgehen und bis zum 20. Jahrhundert für die Herstellung von Kalk und Ziegeln verwendet wurden, sind heute Freiluft-Zeugnisse, die das Interesse der Besucher auf sich ziehen. Deshalb startet in Ispra ein Panorama-Rundwanderweg am See namens Sentiero delle Fornaci, der in den Wald führt, um die Brennöfen Fornace in Salvalada, Fornace del Pinett und Fornace della Punta, sowie weitere Brennöfen auf dem Rückweg ins historische Zentrum zu bewundern. Für ein immersives Erlebnis beginnt der Weg mit der ikonischen Passeggiata dell’Amore, einer Hymne an die Romantik entlang von Stegen mit Blick auf den See. Dieser Rundweg zwischen Geschichte, Kunst und Natur dauert ca. zwei Stunden und ist nicht besonders schwierig.
Via del Ferro e delle miniere - Eisen- und Bergbaustraße (Valle Trompia, BS)
Das Valle Trompia ist nicht nur ein Gebiet mit landschaftlicher und gastronomischer Kultur, sondern auch Hüter des kollektiven und historischen Gedächtnisses in Verbindung mit dem Bergbau sowie der Eisen- und Stahlerzeugung in seinen Bergen. Dieser Teil der Identität wird im Ökomuseum Valle Trompia zur Schau gestellt, das aus zahlreichen Themenwegen besteht. Darunter ist die Eisen- und Bergbaustraße einer der repräsentativsten. Sie führt zu einigen der wichtigsten Bergbaustandorte der einstigen Produktionskette. Vom Museo I Magli in Sarezzo zum Bergwerk Miniera S. Aloisio in Collio, vorbei am Museo Le Miniere in Pezzaze, bis hin zum Museo Il Forno in Tavernole erzählen jedes Bergwerk und jede Metallschmiede eine eigene Geschichte. Ob einzelne Etappe oder gesamte Route – die Eisen- und Bergbaustraße bietet eine Reise in vergangene Zeiten, eine Gelegenheit, um die Region über ihre industrielle und soziale Identität kennenzulernen.
Valli del Bitto (Gerola Alta, Morbegno, Sondrio)
Die Berge sind seit jeher Hüter der handwerklichen Arbeit in engem Kontakt mit der Natur und das Valtellina ist das Herz gastronomischer Spitzenprodukte, deren Herstellung von Generation zu Generation weitergegeben wird. Eine Kultur der Geduld und der Hingabe, der einer der berühmtesten Käsesorten aus dem Valtellina entspringt: der Bitto. Von Pizzoccheri bis Sciatt, von Polenta Taragna bis Risotto ist die Geschichte dieses intensiven und würzigen Käses zwischen zwei Tälern eingebettet, die den Namen Valli del Bitto tragen. Hinter Morbegno, dem berühmtesten Ort im Valtellina, beginnen das Valle del Bitto di Gerola und das Valle del Bitto di Albaredo. Hier, im Regionalpark "Orobie Valtellinesi", befinden sich Gerola Alta und Albaredo per San Marco, zwei malerische Dörfer wo man das Centro del Bitto Storico, einen Keller, in dem mehr als dreitausend Formen Bitto lagern, beziehungsweise das Ökomuseum, zwischen Routen und Wegen und Almwegen, besichtigen kann, um die Kunst der Käseherstellung kennenzulernen.